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90 miles to Havanna Cuba

Key West ist eine Insel in der "Florida Street" auf dem Nord Amerikanischen Kontonent und ist der südlichste Zipfel der Continental USA. Die Insel ist ungefähr 90 Meilen (140 km) von Havanna, Kuba, entfernt. Seit 1832 beheimatet Key West eine Naval Base. Die US Naval Station war zum Zeitpunkt ihres Höhepunkts Heimat für 15.000 sailors und 3.400 Leuten vom Zivilpersonal. Die US Naval Station erstreckte sich über 2 Inseln:

Die Naval Air Staion auf Boca Chica (7 km vor Key West), wo die Navy ihre Piloten ausbildet.  Ihr Trainingsziel sind die Maquesas Inseln in der Inselgruppe der "Dry Tortugas". Das Hauptziel ist die Insel "Patricia", etwa 29 nautische Meilen von Key West entfernt, genau westlich von Key West. Das Bombardierziel ist ein Schiffswrack etwa 306 Fuß lang, das nur bei Ebbe sichtbar ist.

Die Truman Annex (Key West), neben dem Fort Taylor, war U-Bottstützpunkt und Trainingsbasis für Flotten Sonar und Anti Submarine Warfare.

Die Trumbo Point Annex (Key West) war 1959 Seaplane Base und Torpedoschule.

Heute ist nur noch die Naval Air Station auf Boca Chica aktiv.

Ich wurde dort 1959 für ungefähr 5 Monate, zusammen mit meinem Marinekameraden Julius Böhmer (Bubi) in Key West an anti submarine Torpedos und anti submarines Waffen (Wasserbomben, Hedgehogs) und anti submarine tactic ausgebildet, um später (1960) als Rohrmeister auf Z 5, des ehemaligen US Fletcherzerstörers DD 572 "USS Dyson" eingesetzt zu werden.

Man mußte sich also nach anderen Möglichkeiten umsehen, wo "good time" zu finden war. Da bot sich folgendes an:

Mit dem Greyhundbus nach dem 200 Meilen entfernten Miami zu fahren oder mit dem Flugzeug nach dem 90 Meilen entfernten Havanna zu fliegen.

Während Bubi und ich von beiden Möglichkeiten Gebrauch machten, ist in meiner Erinnerung der Flug nach Havanna besonders eingeäzt.

Für "Landluppers" muß man den Term "good time" etwas erklären. Es geht ein Gerücht herum, daß nur sailors wissen, was es heißt eine "good time" zu haben. Hinzu kommt, daß es eine für Zivilisten unverständliche Rivalität zwischen den verschiedenen US Military Services (Army, Navy, Marines, Air Force und Coast Guard) gibt. Laut Navy kann keine der anderen Services mit dem excessiven Trinken der Navy Maß halten.

Die Coast Guard verschüttet den Wein, bei der Aur Force geht der Alkohol in die Hose, in der Army ist Alkohol ein Hilfsmittel, um "Caucasians" beim Tanzen zu helfen, und die Marines don't believe in alcohol, weil es nicht in der Dienstanweisung definiert ist. Die Navy in Key West geht bei der Definition von Whiskeypedia: "Wenn du zu viel davon trinkst, dann ist es entweder Tequila oder Tequila".

Bubi und ich hatten den Flug schon lange geplant und auch gebucht und haben uns nichts dsbei gedacht ein Wochenende in Havanna zu verbringen. Wir hatten ja unsere deutschen Reisepässe beim Buchen vorgelegt. Im Nachhinein wurde uns erst später nach unserer Rückkehr bewußt, daß wir ja ohne Erlaubnis von der Bundesmarine unseren Standort verlassen hatten und in ein Land reisten, das von unserem Gastland, der USA, bereits als "Persona Non Grata" erklärt wurde. Wir hatten noch einmal Glück gehabt. Im Dezember 1959 wurde der gesamte Flug- und Schiffsverkehr von Key West nach Havanna eingestellt.

So flogen Bubi und ich am Samstag Morgen, dem 7. November 1959, von Key West nach Havanna (damals für 20 Dollar) in einer DC3, in der die Piloten, direkt von einem "Coffee Break" in der Sloppy Joes Bar kommend, beim Taxieren der Startbahn noch Margaritatropfen aus dem Bart wischten.

Auf dem Havanna Airport "Jose Marti" wurden wir schnell von Chico, einem Taxifahrer, der sich als Reiseführer (Pimp) ausgab, kommandiert, der uns 2 "Yanquis" als "pigeons" eingeschätzt hat. Er versprach und das "Havanna Spezial", eine Tour zu den Rumbrauereien. Da die frei waren, versprach der Tag gut anzufangen. Er stellte uns auch ein Paar von lieblichen "debutantes" vor, von denen wir annahmen, daß sie aus guten bürgerlichen Familien stammen. Als wir jung waren, war das Leben ein Spaß. Wir glaubten wir wären "indestructible" (unzerstörbar). Wir glsubten alle Lügen.

Das größte und beste Hotel in HAvanna war das "Nacional", für uns viel zu teuer, und so endeten wir im "The Rex" Hotel. Nicht ganz "One star" Establishement, aber billig. Hier wurde kein Gepäck oder Identifizierung verlangt. The Rex war das bevorzugte Hotel für sailors. Das wurde uns noch stark bewußt, als am Sonntag Morgen, mit einem großen Ruckus, die Cuban shore patrol kam und sailors zurück auf ihr Schiff schickten. In einigen Fällen beinhaltete das, daß die teilweise noch betrunkenen sailors die Treppen herunter geschleift wurden. Ich höre heute noch wie ihre Köpfe auf den Treppen aufschlugen.

Die kubanische Revolution endete im Januar 1959, als Fidel Castro Fulgenico Batista, der 1952 durch einen Militärputsch die Macht als Diktator in Kuba ergriffen hatte, zur Flucht zwang. Das Castroregime wurde zunächst offiziell von US-Präsident Eisenhower anerkannt. Aber es dauerte nicht lange, und das Verhältnis zwischen der USA und Kuba verschlechterte sich ständig. Die USA kritisierte die von Fidel Castro eingeführte Landreform und die Verstaatlichung von amerikanischen Industrien in Kuba. Die USA führte im Gegenzug Handelseinschränkungen zwischen der USA und Kuba ein. Im Frühjahr 1959 wurden sailors von dem US Submarine Archerfish in Key West stationiert, die in Havanna Liberty Urlaub verbrachten, nach Barstreitigkeiten mit kubanischen Soldaten kurzfristig verhaftet. Im Juli 1959, nachdem es immer häufiger zu Zwischenfällen zwischen US Navy Urlauber von Key West und kubanischem Militär in Havanna kam, wurde ein Reiseverbot nach Kuba für das gesamte amerikanische Militär erlassen.

Der Hauptgrund, daß meine Erinnerung an Havanna 1959 noch so stark ist, liegt daran, daß es zu einer Auseinandersetzung mit kubanischen Soldaten kam auf der Taxifahrt vom Flughafen nach Havanna. Ich fotografierte viel, und das mußte dazu geführt haben, daß Soldaten das Taxi anhielten und mir die Kamera abnehmen wollten. Sie beschuldigten mich ein "Yanqui" (Spion) zu sein. Die Tatsache, daß ich am Oberarm ein Tattoo des amerikanischen Marine Emblem hatte, half natürlich auch nicht viel. Nur unsere Reisepässe, mein Schwäbisch und die Fürsprache unseres Taxifahrers Chico, der schon seine "Pigeons" davonfliegen sah, überzeugten die Soldaten am Ende doch, daß sie uns weiterfahren ließen.

In unserem Hotel, The Rex, lernten wir einen freundlichen Herren kennen, Captain Harald Lasse, Präsident der kubanischen Telefongesellschaft "Mihansa", der uns auf einer Stadtführung das Havanna von gestern und heute zeigte.

Die nächste Reise nach Kuba verbrachte ich an Bord von Z 5, ex USS 572 Dyson, auf dem Weg nach Guantanamo für Flottentraining in der Guantanamo Naval Base. Dort ergaben sich wieder viele Gelegenheiten, meine Forschung über die Rivalitäten zwischen Navy und Marines in den Bierkneipen und beim Reiten in den umliegenden Bergen weiter zu verfolgen.

Fortsetzung folgt...