Von 1964 bis 1967 war ich 41ger auf Z6. In dieser Zeit waren wir in vielen Auslandshäfen. In jedem Hafen habe ich versucht ein Andenken in Form eines kleinen Silberlöffels mit Wappen oder Emblem mit nach Hause zu bringen.

Auf der Fahrt nach Amerika wurde auf den Azoren angelegt und Heizöl und Proviant gebunkert. Zum Glück hatte ich keine Wache und konnte mit meinen Kameraden an Land gehen. Nachdem wir uns dann dem "Vino TInto" zugewandt hatten und es Zeit war zurück an Bord zu gehen, war der Kauf eines Andenkens längst vergessen.

Am nächsten Morgen um 10:00 Uhr war "Auslaufen", und ich hatte keinen Löffel! Zudem gehörte ich auch noch zur ersten Wache, die "Feuer an" machen mußten. Keiner durfte mehr von Bord. Was nun? Ich ging zum Kommandanten, erzählte ihm, ich habe einen wertvollen Fotoapparat an Land in einer Kneipe vergessen und bat darum, noch einmal an Land zu dürfen, um ihn zu holen.

Der Kommandant gestattete mir zunächst eine Vertretung für meine Wache zu finden und dann mit einer Taxe in die Stadt zu fahren und um spästestens 09:30 Uhr wieder an Bord zu sein.

Noch benebelt fuhr ich mit einem Mietwagen in die Stadt. Dort angekommen, stellte ich fest, daß dieser Souvenirladen erst um 09:00 Uhr öffnet. Wie auf heißen Kohlen rannte ich vor dem denn auf und ab, bis schliesslich der Besitzer auf die letzte Minute den Laden öffnete und mir den ersehnten Löffel verkaufte. Glücklich nahm ich mir wieder ein Taxi und fuhr zurück an Bord.

Kaum war ich zurück, wurde ich zum Kommandanten gebeten, um mich wieder anzumelden.

Keine 30 Minuten später liefen wir aus. Der Fotoapparat war natürlich geklaut, aber ich hatte mein Souvenir.

Rainer Rüdiger