"Panik"

Frühjahr '66 vor der amerikanischen Ostküste. Z4 fährt zwecks Oelübernahme Hihjline-Manöver mit dem Riesentanker USS "Black Ranger", Z4 an dessen Backbordseite, an dessen Steuerbordseite der Hubschrauberträger USS "Wasp". Der kleine Fletcher wirkt wie ein V-Boot des Tankers. Wenn man die "Wasp" sehen will, muss man schon den Kopf in den Nacken legen. Dann gehts los - der Tanker drückt das Oel rüber. Die Heizer sind auf ihren Peilstationen, ich im 11er-Deck. Ich hab den Peilstab aus dem Schacht gezogen und warte mit reichlich Reisswolle aufs Peilen. Das Oel wird zunächst in eine Vorlage gepumpt und von da trimmgerecht auf die Bunker verteilt.

Was dann kam, werde ich nicht vergessen. Im Nato-Bereich waren 3 bar Pumpendruck üblich, der Ami drückte mit 24 bar, wie wir später erfuhren. Nicht ahnend wagte ich einen Blick ins Peilrohr, im nächsten Moment hörte ich ein hohles gurgelndes Geräusch, und dann war der Teufel los.

Erst rotzten Fetzen von Schweroel aus dem Peilschacht, dann schoss ein satter Strahl der schwarzen Pampe gegen die Decke und verteilte sich auf den benachbarten Kojen. Zum ersten Mal in meinem Leben erfuhr ich so etwas wie Panik und kreischte aus Leibeskräften: "Hiiiilfe! Kneifen! Kneifen!" Es dauerte eine Ewigkeit, bis eine Reaktion kam und der Zufluss gestoppt wurde. Ich habe furchtbar ausgesehen, das 11er-Deck noch schlimmer. Zahlreiche Matratzen mußten entsorgt werden, ich entkam mit knapper Not der Lynchjustiz der Seeziegen, wo ich doch völlig schuldlos war.

Das ganze Oberdeck war voll Mazout, welches aus der Vorlage herausgespritzt kam. Wir waren stundenlang mit Henkels P3 beschäftigt, um das Oberdeck halbwegs sauber zu kriegen.

Kleine Pointe am Rande:

Beeindruckt von der Reinigungskraft des Henkelproduktes habe ich später mal P3 verwendet, um mein Takelpäckchen in der grossen Poensgen-Waschmaschine zu waschen, Ihr erinnert Euch, mittschiffs backbord stand die zusammen mit einer dampfbetriebenen Bügelpresse. Ich hatte gerade kein anderes Waschmittel. Glücklich wie ne deutsche Hausfrau genoss ich das blütenreinste Weiss meines Lebens, dann kam das Päckchen unter die Presse. In Ermangelung anderer Trocknungsmöglichkeiten liess ich das Päckchen ein wenig länger unter der Presse. Als ich das Päckchen falten wollte, brach der Stoff an den Faltnähten, so sehr hatte P3 die Struktur zerstört.

Immerhin waren alle Flecken raus!

H.-O. Künstler